Dein Gesicht morgen
Fieber und Lanze. Roman
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Produktinformationen zu „Dein Gesicht morgen “
Klappentext zu „Dein Gesicht morgen “
"Man sollte niemals etwas erzählen ...", beginnt Jaime (oder Jacobo oder Jacques Deza), der Erzähler, seine Geschichte.Aber er wird genau das Gegenteil tun: Er wird alles erzählen. Er wird vom britischen Geheimdienst erzählen und von dessen Sondereinheit MI6. Jaime Deza, der vor vielen Jahren in Oxford unterrichtet hat, kehrt nach England zurück. Dort entdeckt er, dass sein ehemaliger Mentor, Sir Peter Wheeler, Mitglied dieses Geheimdienstes ist und dass er ebenfalls über eine bestimmte Gabe verfügt - oder ist es ein Fluch: Er kann sehen, wie ein Mensch sich später verhalten wird, er kann erkennen, wie das Gesicht morgen sein wird, er weiss, wer ein Verräter sein wird und wer loyal.
Formal raffiniert und faszinierend verfolgt Marías hier mehr denn je einige seiner bereits klassischen Themen: das unergründliche Wesen der Menschen, Segen und Fluch von Reden und Schweigen, und was wir alle vom ersten Augenblick an in anderen erkennen können - was aber nur wenige wahrhaben wollen.
Lese-Probe zu „Dein Gesicht morgen “
"Sagen Sie mir Ihre Meinung." Und er machte eine Kopfbewegung zur zweiflügeligen Tür hin. "Was Sie gefolgert haben." Und da ich zögerte (ich war nicht sicher, was er meinte, er hatte mich nach den Chilenen und Mexikanern nichts gefragt), fügte er hinzu: "Sagen Sie irgend etwas, was Ihnen einfällt, reden Sie." Im allgemeinen ertrug er das Schweigen sehr gut, es sei denn, es entzog sich seinem Willen und seiner Entscheidung; dann schienen seine ständige Heftigkeit oder seine Anspannung von ihm zu fordern, die ganze Zeit mit greifbaren, erkennbaren oder berechenbaren Inhalten zu füllen. Es war anders, wenn das Schweigen von ihm ausging."Na ja", antwortete ich, "ich weiss nicht, was genau dieser venezolanische Herr von Ihnen will. Unterstützung und Finanzierung, nehme ich an. Ich vermute, dass ein Putsch gegen den Präsidenten Hugo Chávez in Vorbereitung ist oder erwogen wird, das habe ich mehr oder weniger mitbekommen. Dieser Herr trug Zivilkleidung, aber nach seinem Äusseren und nach dem, was er sagte, könnte er Militär sein. Beziehungsweise, ich denke, dass er sich Ihnen als Militär vorgestellt hat."
"Was noch. Das hätte an Ihrer Stelle, in Ihrer Funktion auch jeder andere gefolgert, Mr. Deza."
"Was noch von was, Mr. Tupra?"
"Was bringt Sie auf den Gedanken, dass er Militär war? Haben Sie schon einmal einen venezolanischen Militär gesehen?"
"Nein. Na ja, im Fernsehen, wie jeder. Chávez selbst ist Militär, er lässt sich Comandante nennen, nicht? Oder Leutnant, ich weiss nicht, Oberster Fallschirmjäger vielleicht. Aber ich bin natürlich nicht sicher, dass dieser Herr es war, Militär. Ich meine, dass er sich Ihnen wahrscheinlich als solcher vorgestellt hat. Das denke ich."
"Später kommen wir darauf zurück. Was für einen Eindruck macht das Komplott auf Sie, die Drohung
... mehr
mit einem Putsch gegen einen vom Volk und ausserdem durch Akklamation gewählten Regierungschef?"
"Einen sehr schlechten, den schlimmsten. Bedenken Sie, dass mein Land vierzig Jahre lang wegen eines solchen Putsches gelitten hat. Drei Jahre vielleicht romantischen Krieges (mit englischen Augen gesehen), aber danach siebenunddreissig in Erniedrigung und Unterdrückung. Doch einmal abgesehen von der Theorie, das heisst von den Prinzipien, würde es mir in diesem konkreten Fall eher keine Sorgen machen. Chávez hat seinerzeit einen Putschversuch unternommen, wenn ich mich recht erinnere. Er hat konspiriert und sich mit seinen Einheiten gegen eine gewählte Regierung erhoben, noch dazu eine zivile. Auch wenn sie korrupt und räuberisch war, welche ist es nicht heutzutage, alle gehen sie mit zuviel Geld um, sie sind wie Unternehmen, und die Unternehmer wollen Gewinne. Deshalb dürfte er sich nicht beklagen, wenn sie ihn absetzen. Etwas anderes sind die Venezolaner. Sie dürfen es wohl. Und es scheint, dass sich schon ziemlich viele über den beklagen, den sie durch Akklamation gewählt haben. Gewählt zu werden macht nicht immun dagegen, auch ein Diktator zu sein."
"Ich sehe, Sie sind informiert."
"Ich lese Zeitung, ich sehe fern. Mehr nicht."
"Sagen Sie mir mehr. Sagen Sie mir, ob der Venezolaner die Wahrheit gesagt hat."
"In bezug auf was?"
"Im allgemeinen. Zum Beispiel, ob sie den Comandante nötigenfalls antasten würden oder nicht."
"Dazu hat er zwei verschiedene Sachen gesagt."
Tupra schien ein wenig ungeduldig zu werden, aber nur sehr wenig. Ich hatte den Eindruck, dass er sich wohlfühlte, dass ihm der Dialog und meine Schnelligkeit gefielen, jetzt, da mein anfängliches Zögern überwunden war und sein Fragen mich angeregt hatte, Tupra war ein grosser Frager, nie vergass er etwas von den bisherigen Antworten, und so war er imstande, darauf zurückzukommen, wenn es der Befragte am wenigsten erwartete und dieser sehr wohl vergessen hatte, wir vergessen das, was wir sagen, sehr viel mehr als das, was wir hören, das, was wir schreiben, sehr viel mehr als das, was wir lesen, das, was wir senden, sehr viel mehr als das, was wir empfangen, deshalb rechnen wir kaum mit den Kränkungen, die wir zufügen, wohl aber mit denen, die wir erleiden, und deshalb bewahrt fast jeder irgendeine irgend jemandem gegenüber.
"Das weiss ich, Mr. Deza. Ich frage Sie, ob eine der beiden wahr war. Nach Ihrer Meinung. Bitte."
Dieses "bitte" klang beunruhigend in meinen Ohren. Später stellte ich fest, dass er sich solcher Formeln zu bedienen pflegte, "seien Sie so gut", "ich bitte Sie", bevor er richtig in Zorn geriet. Bei dieser Gelegenheit ahnte ich es nur, also beeilte ich mich zu antworten, ohne lange zu überlegen oder es vorher überlegt zu haben.
"Nach meiner Meinung war es eine überhaupt nicht. Die andere wohl, aber in einem Zusammenhang, der auch nicht wahr war."
"Erklären Sie mir das, seien Sie so gut." Er hatte seine herabhängende Zigarette noch immer nicht angezündet, sie musste ganz nass sein, trotz des Filters, ich kannte die extravagante Marke, Rameses II, ägyptische Zigaretten mit türkischem Tabak, leicht scharf, die pharaonische rote Packung wirkte auf dem Tisch wie eine Tim-und-Struppi-Zeichnung, heute waren sie sehr teuer, bestimmt kaufte er sie bei Davidoff oder bei Marcovitch oder bei Smith & Sons (wenn die beiden letzten noch existierten), mir kam es nicht so vor, als hätte ich sie zu Hause bei Wheeler in seinen Händen gesehen, vielleicht rauchte er sie nur privat. Auch ich gab meiner kein Feuer, die gewöhnlicher war, wenn auch trocken, meine Lippen sind nicht feucht.
Ich improvisierte, weiter nichts, das ist die Wahrheit. Ich hatte nichts zu verlieren. Auch nichts zu gewinnen, man hatte mich als Übersetzer gerufen, und ich hatte meine Aufgabe erfüllt. Meine verlängerte Anwesenheit war ein Entgegenkommen meinerseits, obwohl Tupra mir nicht dieses Gefühl gab, sondern eher das gegenteilige, er war einer dieser seltenen Menschen, die ein Darlehen erbitten und den Geber dazu bringen, dass er sich als Schuldner fühlt.
"Einen sehr schlechten, den schlimmsten. Bedenken Sie, dass mein Land vierzig Jahre lang wegen eines solchen Putsches gelitten hat. Drei Jahre vielleicht romantischen Krieges (mit englischen Augen gesehen), aber danach siebenunddreissig in Erniedrigung und Unterdrückung. Doch einmal abgesehen von der Theorie, das heisst von den Prinzipien, würde es mir in diesem konkreten Fall eher keine Sorgen machen. Chávez hat seinerzeit einen Putschversuch unternommen, wenn ich mich recht erinnere. Er hat konspiriert und sich mit seinen Einheiten gegen eine gewählte Regierung erhoben, noch dazu eine zivile. Auch wenn sie korrupt und räuberisch war, welche ist es nicht heutzutage, alle gehen sie mit zuviel Geld um, sie sind wie Unternehmen, und die Unternehmer wollen Gewinne. Deshalb dürfte er sich nicht beklagen, wenn sie ihn absetzen. Etwas anderes sind die Venezolaner. Sie dürfen es wohl. Und es scheint, dass sich schon ziemlich viele über den beklagen, den sie durch Akklamation gewählt haben. Gewählt zu werden macht nicht immun dagegen, auch ein Diktator zu sein."
"Ich sehe, Sie sind informiert."
"Ich lese Zeitung, ich sehe fern. Mehr nicht."
"Sagen Sie mir mehr. Sagen Sie mir, ob der Venezolaner die Wahrheit gesagt hat."
"In bezug auf was?"
"Im allgemeinen. Zum Beispiel, ob sie den Comandante nötigenfalls antasten würden oder nicht."
"Dazu hat er zwei verschiedene Sachen gesagt."
Tupra schien ein wenig ungeduldig zu werden, aber nur sehr wenig. Ich hatte den Eindruck, dass er sich wohlfühlte, dass ihm der Dialog und meine Schnelligkeit gefielen, jetzt, da mein anfängliches Zögern überwunden war und sein Fragen mich angeregt hatte, Tupra war ein grosser Frager, nie vergass er etwas von den bisherigen Antworten, und so war er imstande, darauf zurückzukommen, wenn es der Befragte am wenigsten erwartete und dieser sehr wohl vergessen hatte, wir vergessen das, was wir sagen, sehr viel mehr als das, was wir hören, das, was wir schreiben, sehr viel mehr als das, was wir lesen, das, was wir senden, sehr viel mehr als das, was wir empfangen, deshalb rechnen wir kaum mit den Kränkungen, die wir zufügen, wohl aber mit denen, die wir erleiden, und deshalb bewahrt fast jeder irgendeine irgend jemandem gegenüber.
"Das weiss ich, Mr. Deza. Ich frage Sie, ob eine der beiden wahr war. Nach Ihrer Meinung. Bitte."
Dieses "bitte" klang beunruhigend in meinen Ohren. Später stellte ich fest, dass er sich solcher Formeln zu bedienen pflegte, "seien Sie so gut", "ich bitte Sie", bevor er richtig in Zorn geriet. Bei dieser Gelegenheit ahnte ich es nur, also beeilte ich mich zu antworten, ohne lange zu überlegen oder es vorher überlegt zu haben.
"Nach meiner Meinung war es eine überhaupt nicht. Die andere wohl, aber in einem Zusammenhang, der auch nicht wahr war."
"Erklären Sie mir das, seien Sie so gut." Er hatte seine herabhängende Zigarette noch immer nicht angezündet, sie musste ganz nass sein, trotz des Filters, ich kannte die extravagante Marke, Rameses II, ägyptische Zigaretten mit türkischem Tabak, leicht scharf, die pharaonische rote Packung wirkte auf dem Tisch wie eine Tim-und-Struppi-Zeichnung, heute waren sie sehr teuer, bestimmt kaufte er sie bei Davidoff oder bei Marcovitch oder bei Smith & Sons (wenn die beiden letzten noch existierten), mir kam es nicht so vor, als hätte ich sie zu Hause bei Wheeler in seinen Händen gesehen, vielleicht rauchte er sie nur privat. Auch ich gab meiner kein Feuer, die gewöhnlicher war, wenn auch trocken, meine Lippen sind nicht feucht.
Ich improvisierte, weiter nichts, das ist die Wahrheit. Ich hatte nichts zu verlieren. Auch nichts zu gewinnen, man hatte mich als Übersetzer gerufen, und ich hatte meine Aufgabe erfüllt. Meine verlängerte Anwesenheit war ein Entgegenkommen meinerseits, obwohl Tupra mir nicht dieses Gefühl gab, sondern eher das gegenteilige, er war einer dieser seltenen Menschen, die ein Darlehen erbitten und den Geber dazu bringen, dass er sich als Schuldner fühlt.
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Autoren-Porträt von Javier Marías
Javier Marías, 1951 als Sohn eines vom Franco-Regime verfolgten Philosophen geboren, veröffentlichte seinen ersten Roman mit neunzehn Jahren. Seit seinem Bestseller "Mein Herz so weiss" gilt er weltweit als interessantester Erzähler Spaniens. Sein umfangreiches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Nelly-Sachs-Preis sowie dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur. Seine Bücher wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.Elke Wehr, 1946 in Bautzen geboren, studierte Französisch und Italienisch in Paris und Heidelberg und ist literarische Übersetzerin Spanisch schreibender Autoren wie Manuel Rivas, Javier Marias oder des Nobelpreisträgers Octavio Paz. 2006 erhielt sie den Paul-Celan-Preis für ihr Gesamtwerk.Produktdetails
2004, 2, 488 Seiten, Masse: 13,6 x 21,4 cm, Geb. mit Su., Deutsch, Verlag: Klett-Cotta, ISBN-10: 360893636X, ISBN-13: 9783608936360
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